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Es ist eine 13. Das Waisenmädchen Elvira Hahn hat gerade eine weiße Kugel aus der Lostrommel gezogen, in der auf einem kleinen Zettel die erste Lottozahl der Bundesrepublik Deutschland stand. Keine Kameras, keine Scheinwerfer, kein großes Publikum...nur ein paar Angestellte der Lotterie und der Finanzbehörde haben sich versammelt. Es ist Sonntag, der 9. Oktober 1955, vier Uhr nachmittags und während die 250.000 ersten Lottospieler zu Hause von künftigem Reichtum träumen, werden die ersten Lottozahlen ohne weiteres Publikum im Hotel Mau in Hamburg gezogen. Die Kugeln werden von zwei Waisenmädchen abwechselnd aus der gut durchgemischten Lostrommel genommen und an einen Notar gegeben. Dieser öffnet sie und gibt den Zettel mit der gezogenen Zahl an eine Protokollantin, die diesen an eine Tafel klebt. Am Ende der Ziehung öffnet die Protokollantin alle übrigen 43 Kugeln und klebt die Zettel auf, um zu beweisen, dass jede Zahl nur einmal vertreten war.

LottoAllen Abergläubigen ist an dieser Stelle zu sagen, dass die 13 zwar damals die allererste gezogene Zahl der Lotterie in Deutschland war, aber genau so schnell verschwand sie auch wieder aus dem Scheinwerferlicht: Die 13 wurde in den letzten 56 Jahren von allen 49 Zahlen am seltensten gezogen.

In der ersten Ziehung 1955 hatte noch niemand sechs Richtige. Erst einen Monat später gewinnen gleich drei Lottospieler in der sechsten Ausspielung jeweils fast 60.000 Mark mit sechs Richtigen. Das war am 13. November 1955 (nein, es war kein Freitag). Den Traum von der Million erfüllte die Lotterie erstmals ein Jahr nach der ersten Ziehung. Es war ein Bauarbeiter, der 1.043.364,50 DM gewann. Um die Spannung zu erhöhen, wurde 1956 die Zusatzzahl erfunden und von da an regelmäßig gezogen. Sie hatte in den ersten Jahren nur eine Bedeutung, wenn niemand sechs Richtige zog. Dann erhielten die Spieler mit fünf Richtigen und der Zusatzzahl die Gewinn Klasse 1. Eine eigene Gewinnklasse für die Zusatzzahl wurde erst 1962 eingeführt.

Am 4. September 1965 wurde die erste Lottosendung im Fernsehen ausgestrahlt. Karin Dinslage zog an diesem Tag die ersten Zahlen vor laufender Kamera. Ab 1967 moderierte sie die Ziehung abwechselnd mit Karin Tietze-Ludwig.Während Karin Dinslage nur bis 1971 jede Woche die Kugeln zog und Nummern verkündete, hielt Karin Tietze-Ludwig in den kommenden drei Jahrzehnten die Stellung.

Weil einmal pro Woche so wenig ist, werden die Lottospieler seit 1982 noch zusätzlich mit dem Mittwochslotto beglückt. Hier wurden zunächst 7 aus 38 gezogen. Die Gewinnchance war hierbei geringer und die Lottoscheine konnten dadurch günstiger vertrieben werden. Nach vier Jahren sollte 1986 eine zweite Ziehung an jedem Spieltag für frischen Wind und doppelte Spannung sorgen. Um bei all den Zahlen nicht durcheinander zu geraten, entschied man sich, Mittwochs wie auch Samstags 6 aus 49 zu ziehen. Die Preise für das Mittwochslotto glichen sich somit den höheren Samstagspreisen an. Nachdem Mittwoch und Samstag in der Welt des Lotto lange getrennte Wege gingen, fanden sie im Jahr 2000 doch noch zueinander. Man teilte sich von nun an einen Jackpot und die Gewinnsummen. Auch auf “zweigleisig” verzichteten sie und begnügten sich ganz monogam jeweils mit einer Ziehung am Mittwoch und einer am Samstag. Seitdem blieben die seit 1998 von Franziska Reichenbacher moderierten Lottoziehungen unverändert.

Unser Projekt

Reiner Zufall? Das glauben wir nicht. Wir zeigen auf unserer Minisite, welche Faktoren wirklich die Lottozahlen beeinflussten...Es kann ja schließlich kein Zufall sein, dass die 21 in kalten Jahren kaum gezogen wird. Oder etwa doch?

Wir haben alle 6 aus 49 Ziehungen seit 1956 analysiert und entschlüsselt, welche Zahlen prozentual wie häufig gezogen wurden. In unseren interaktiven Grafiken kann jeder selbst nach Zusammenhängen suchen. Unter Beispiele haben wir uns bereits auf die Suche nach tendenziell eher obskuren Zusammenhängen gemacht. Zudem haben wir Lotto-Spieler befragt: Welche Zahlen tippen Sie und warum?

Und welche Zahlen sollte man nun tippen? Darauf haben auch wir keine Antwort. Klar feststellen lässt sich aber eines: Umso mehr Zahlen gezogen werden, umso mehr gleicht sich der Anteil der Zahlen untereinander an, wie man auf nachfolgender Grafik erkennen kann. Dort sind, wie in Erdschichten, alle 49 Kugeln aus dem Spielsystem 6 aus 49 (keine Zusatzzahl) mit ihrem jeweiligen Jahresanteil dargestellt. Die Summe aller gezogenen Zahlen ergibt 100 Prozent. Es fällt auf: Seit die Mittwoch-Ziehungen ebenfalls zu 6 aus 49 gehören, sprich sich die Anzahl der Ziehungen deutlich erhöht hat, sind die Schwankungen deutlich geringer geworden. (jo)

Bild: Flickr.com/sebastianmichalke. Lizensiert unter CC BY 2.0